„Dies ist ein Bericht aus dem Jahre 2013. In diesem wird noch der „Stammtisch“ beschrieben. Sehr gelungen und interessant zu sehen wie sich der Stammtisch über die Zeit weiter entwickelt hat.“

Tina Matthiessen

Ahnenforscher-Stammtisch- Flensburg

Jeden ersten Dienstag im Monat füllt sich um 17.°° Uhr das Clubhaus des Hockeyvereins am Stadion in Mürwik mit den gut 20 Mitgliedern  des Ahnenforscher-Stammtisches Flensburg. Frauen, Männer, Dänen, Deutsche, Ältere und Jüngere mit gleichen Interessen finden sich aus dem nördlichen Raum zum Erfahrungsaustausch zusammen. Angestellte, Architekten, Archivare,  Beamte, Bibliothekare, Ingenieure, Kaufleute, Lehrer, Pensionäre, Rentner, Soldaten Techniker, Unternehmer u. a. vergessen hier Beruf und Alltag und „arbeiten“ an  ihrem Hobby der Genealogie.  

„Beim einzigen Stammtisch bei dem es kein Bier gibt“, wie einst sein Gründer Rolf B. vor gut 12 Jahren formulierte,  geht es jetzt um Haus- und Dorfchroniken, Bürger- und Sippenbücher, Volkszählungen,  Erd- Grund- und  Kirchenbücher, Steuerlisten,  und unzählige alte Quellen der Heimatgeschichte  Schleswigs und Jütlands.  

Auch die gelegentlichen Erfolge beim Finden von Ahnen, die vor Jahrhunderten wichtige Persönlichkeiten ihrer Zeit waren,  werden lebhaft diskutiert. Bis weit ins erste Jahrtausend hinein werden sie akribisch  gesucht. Bis ins dänische Königshaus, in die schleswig-holsteinischen Adelsfamilien,  selbst in den deutschen Hochadel, in die alten Flensburger Ratsherrenfamilien, Kaufmannsgeschlechter und  in friesische Seefahrerdynastien und Dithmarscher Bauerngeschlech-ter   hinein , wurden schon Vorfahren entdeckt. Aber auch einfache Leute, Leibeigene, Insten, Kätner, Bonden und andere alte Berufe mit spannenden oder tragischen Lebensgeschichten sind darunter. Viele gestorben an Krankheiten die wir heute nicht mehr kennen von den Blattern bis zur Pest. Andere wurden Opfer der vielen Kriege hier im Norden. Sie haben Plünderung, Brandschatzung, Hoflegung, Feuers-brünste, Seuchen, Missernten und Hungersnöte, Einquartierungen, Hochwasser und Dürren bewältigt und überlebt. Einige haben in Schriften Zeugnis abgelegt über diese Zeit. 

Aber auch lange ausgestorbene Berufe finden sich,  die von Verände-rungen in vergangenen Zeiten zeugen. Und sie alle findet man unter seinen eigenen Vorfahren, ist Fleisch von ihrem Fleisch und Blut von ihrem Blut und trägt deren Gene in sich. Vieles erfährt man so auch über sich selbst. 

Ein jeder Genealoge ist immer wieder aufs Neue überrascht über die gewaltige Zahl von Ahnen innerhalb einer Familie. Jeder Proband hat zwei Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßeltern usw.. So stößt man bei der Erstellung von Stammbäumen sehr schnell an Grenzen der graphischen Darstellung. Schon in der zehnten Generation sind es 1.024 Stammeltern und in der zwanzigsten 1.048.576 Erzgroßeltern. In der 25. Generation hat man 16.777.216 Erzahnenurgroßeltern. Nur mit einem wissenschaftlichen System ist dieser Vielzahl beizukommen. 1898 schuf  der deutsche Jurist, Privatgelehrte, Heraldiker und Genealoge Stephan Kekule von Stradonitz, ein solches Ordnungssystem, das auf  Vorgängersystemen von 1590, 1676 und 1883 basiert. Diese Methode bei der jeder Ahne nach feststehender Regel eine Nummer bekommt, hat sich als Kekule-Nummer international  durchgesetzt. 

Die Ahnenforschung ist also ein Betätigungsfeld  das nie endet und mit dem man nie fertig ist. Nie wird es vollständig sein. 

Gute Ahnenforscher  suchen nicht nur nach Ahnen und deren Daten, nach Vorfahren und  deren Verbindungen zur Sippe, sondern versuchen deren einstiges Leben einzuordnen. Wie, mit wem, wovon haben sie gelebt und was haben sie erlebt. Die intensive Beschäftigung mit der Geschichte und Historie unseres Grenzlandes ist daher selbstverständlich. 

So steckt in jedem Ahnenforscher auch ein Heimatforscher und es wundert nicht, dass fast keiner nur in seiner Sippe forscht, sondern sich ein Sondergebiet zugelegt hat, dass häufig mit noch größerer Gründlichkeit als die Genealogie betrieben wird. 

So ist die genaue Erforschung des Kolonistenwesens der Heide- und Moorkolonisten die um 1760 zu uns kamen für zwei Forscher ein weit über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt gewordenes Betäti-gungsfeld.  Über unsere Homepage werden täglich Anfragen von Forschern vornehmlich aus Dänemark und Deutschland aber auch aus Russland und Amerika beantwortet. Die Kontakte zu anderen Ahnenforscherclubs, besonders zu den dänischen werden intensiv gepflegt. Der Erfahrungsaustausch  mit den dänischen Forschern und deren Archiven in Apenrade und Sonderburg ist ein sehr reger. Hin und wieder finden auch gemeinsame Abende statt.  Das ist deswegen so sinnvoll, weil bis zur Abstimmung und Grenzziehung 1920 unsere Kirchenbücher identisch waren. 

Im Internet findet sich  die von einem Mitglied  erarbeitete Seite „Bewohner des alten Kirchspiels Adelby“ mit abertausenden von Namen, Daten, Familienzugehörigkeiten und Besitzerfolgen. Eine wahre Fundgrube für andere Forscher. 

Mitglieder unseres Ahnenforscher-Stammtisches Flensburg erstellten umfangreiche Dorf- und Hauschroniken, erarbeiteten einen Kolonis-tenatlas, forschten zur Glücksburger Klostergeschichte, schrieben historische Romane und  Chroniken über Flensburgs Musikszene „Twist & Shout – Flensburger Beatszene der Jahre 1962 – 1972“ und über „400 Jahre Gärtner und Gärtnereien in Flensburg-Stadt und Flensburg-Land“.  Eine Zusammenstellung und Deutung von alten norddeutschen Begriffen, lat. Kirchenbucheintragungen, Sitten und Bräuchen sind  manchem Ahnenforscher eine wertvolle Hilfe. Andere Mitglieder leiten ehrenamtlich Kirchspielarchive oder verwalten alte Kirchbücher.  

Auch der Nachwuchs wird nicht vergessen und so wird an der Volkshochschule in Flensburg auch ein Kurs für junge und erfahrene Ahnenforscher und Genealogen angeboten. 

Die Beschäftigung mit diesem „Hobby“  erfordert Geduld und sehr viel Zeit, die häufig und lange in Archiven verbracht wird. Da nimmt es nicht Wunder, dass viele sich erst im Rentenalter intensiver mit der Ahnenforschung  auseinandersetzen. „Warum nicht schon früher“, ist der Stoßseufzer fast jeden Genealogen, „als ich noch Oma und Opa, Tante Grete und Onkel Hans befragen konnte?“  Mit dem Tod eines jeden älteren Menschen geht ein allgemeiner und familiärer Erfahr-ungsschatz  für immer und ewig unwiederbringlich verloren. 

Ein anderes Problem vieler Forscher sind die alten Fotoalben. Wahre Schätze und Zeitdokumente haben sie oft in Besitz. Aber wer sind die abgebildeten Personen? Wo und wann entstand dieses Foto? Niemand ist mehr da, der Antwort gibt. 

Darum der Rat der „Alten“ an die „Neuen“.  Fangt früher an. Fragt die Alten in der Familie. Holt die alten Alben vom Boden und  verseht die Bilder mit Hinweise auf Personennamen, Zeiten und Orte. 

Der Ahnenforscher Stammtisch Flensburg lädt interessierte, erfahrene und neue Teilnehmer sehr herzlich ein, einmal reinzuschnuppern. Unter Umständen kann für einige Neueinsteiger auch eine „Patenschaft“  durch „alte Hasen“ übernommen werden, die an die richtigen Quellen und auf den richtigen Weg leiten und bei auftretenden Problemen helfen können.

Unsere Hompage finden Sie unter www.ahnenforscher-stammtisch-flensburg.de und  die Mail-Adresse flensganschof@astfl.de

Günter Evers, Glücksburg  

Die aktuelle Internet-Adresse ist:
www.famfl.de

Die aktuelle E-Mail Adresse ist:
info@famfl.de

Sven Jakobsen